S H A P E S H I F T E R S D A N C E
Nina Gospodin
„Shapeshifters Dance“ zeigt Arbeiten der Hamburger Künstlerin Nina Gospodin, die durch ihr Verfahren miteinander verbunden sind.
Was passiert mit uns als Menschen in einer Umgebung, in der wir beruflich wie privat in eine Vielzahl vordefinierter Abläufe eingebunden sind? Gospodin fasziniert der Kontrollverlust, der mit den Umbrüchen der digitalen Transformation einher geht, die Unmöglichkeit den Ausgang dieser Bewegung vorauszuahnen oder konzipieren zu können. Den methodischen Ansätzen und technischen Werkzeugen der heutigen Zeit liegt ein Versprechen auf mehr Freiheit zugrunde, welche diese Tools paradoxerweise oft durch mehr Daten, mehr Kontrolle zu erreichen suchen. Abläufe können zum Formalismus werden, der letztlich dadurch funktioniert, dass der Mensch in ihm funktioniert. Einen Prozess wie in der Technik auf seine Funktion hin zu optimieren, wird selten hinterfragt, weil er hierdurch ja effizienter wird. Wie verändern sich jedoch Abläufe, wenn Freiheit injiziert wird? Hier setzt Gospodin an, arbeitet bewusst mit fixen Grenzen und entwirft Abläufe um vordefinierte Grenzen immer wieder zu überwinden.
In der Mitte steht ein großformatiges Aquarell. Gospodin verfolgt ein modulares Prinzip: aus 16 Grundelementen erstellt sie Schablonen. Durch die Schablonen können Farbflächen schrittweise übereinander angeordnet werden. Bei jeder Farbschicht wird das Werk neu befragt und die weitere Vorgehensweise festgelegt. Das Bild entwickelt sich nach und nach im Prozess des Entstehens. Für die Erstellung des Bildes dient die Schablone als Werkzeug. Sie wird benutzt, eingebunden in ihre Funktion, den Farbauftrag zu steuern. Doch wird die Schablone aus dieser Funktion entbunden, erhält sie ihren eigenen autonomen Charakter als Werk auf Augenhöhe mit dem Bild. Der Bildträger des Aquarells, das Papier, wird zu einem eigenen Objekten gegossen und verarbeitet. Hier kann das Papier seinen Charakter und seine Materialqualitäten erneut und anders zeigen. Auch in den Drucken und kleinen Aquarellen werden so Elemente aufgegriffen und weitergeführt.
VERNISSAGE
23.11. 7-9 pm
ÖFFNUNGSZEITEN
24.11. 4-7 pm
25.11. 10-2 pm
SGA Showroom
Yppenplatz 2
1160 Wien
NINA GOSPODIN
Nina Gospodin (*1984 in Hamburg, Deutschland) ist Künstlerin und Verfahrenstechnikerin. Die Absolventin der Angewandten hat in der Malerei ein Feld für sich entdeckt, in dem sie Verfahren und Abläufe tiefgehend erforschen kann. Anders als in der Technik lässt sich im künstlerischen Zugang ein Prozess nicht allein durch seinen Funktionszusammenhang begründen. Es können auch andere, mit Freiheit injizierte Aspekte aufgegriffen werden. Gospodins Arbeit beginnt daher meistens mit dem Aufsetzen eines Prozesses und geht von einer festen Struktur, einem Formengerüst, einem ruhenden Raster aus, welches dann einer Stoffumwandlung unterzogen wird.
Ihre Arbeiten wurden bereits auf vier Kontinenten ausgestellt, u.a. in der Galerie Ulrich Mueller in Köln, am King's College Cambridge UK, bei Satchel Projects, Tiger Strikes Asteroid und The Flat Iron Project Space in New York City, im Rahmen der Terrain Biennale in Chicago, im Museo Alejandro Berro in Uruguay sowie an der Melbourne University in Australien. Sie wurde zu Artist-in-Residency Programmen an der School of Visual Arts in New York City und am Berlin Arts Institute eingeladen. Als Gründungsmitglied des internationalen I Found U Collective hat sie 2022 eine Kooperation mit barac Mannheim aufgestellt, welche es den Mitgliedern ermöglichte einen Monat lang in Mannheim zu arbeiten. Gospodin veröffentlicht Gespräche aus ihrer künstlerischen Forschung als Podcast.