ARTIST INTERVIEW
Could you explain the theme of "white knuckle grip" in your own words?
For me the whole theme around “white knuckle grip” is based almost entirely around the idea of tension and discomfort. I feel that the physical action of clenching fists is a really good universal symbol of expressing frustration and annoyance. I wanted to embody the moment before chaos, before a fight or before violence. And when it comes to imagery, I think there is also something quite cartoon-like about it- which is always fun.
Do you believe that the concept of "white knuckle grip" is a reflection of the anxieties and uncertainties society experiences in the digital realm?
Yes, definitely! I think there is an additional level of anxiety and expectation that we experience because of the digital realm. It is almost like having a second life and a second persona. I think we slip into viewing it as entertainment but we spend hours and hours of each day consuming this material that is quite unique to the internet. There are conversations that normally wouldn’t happen in daily lives: there is confrontation and anonymity. I think there are really good positives in that, but recently I think that line has become really blurred.
Your works showcase many themes, figures and trends of the past - assumingly your past. Do you want to delve a little bit on this?
I think if you speak about the increase of tension you kind of have to understand the period of time that preceded it. So for me (because of my age) I ended up focusing on my childhood. I am GEN Z, which means I’ve been relatively good with technology and around at the prime of social media. I have seen the good stuff, the bad stuff and observed a lot.
There are about five pieces exhibited that focus on the past. My childhood was placed during the Obama Era, (where certainly in the UK) things were very positive and very optimistic. Particularly when it came to themes of our TV shows and films. Then that kind of collided with crazy world events and disasters. And I think if people start struggling in real life, their second online persona does definitely struggle too. The anonymity provides an escape, which is excellent in some ways, but it means those online personas are bigger and louder when there is a crisis. So for me, looking at the past in a personal way, was a way to analyse what is happening now.
Why have you chosen a satirical approach and incorporated nightmarish images when addressing serious topics?
For me Satire has always been a theme throughout my work and it is an easy way to allow conversation to happen. It is quite a universal element as well. I think especially where I stay, a lot of people are intimidated by art and its audience. It feels either exclusive or that you need to have a certain level of education to understand it. So I think if you provide a sense of humour, people feel that they can express their opinions more easily- even if that is positive or negative. And then when it comes to nightmarish figures- that wasn’t necessarily the plan, it just happened naturally. But I do think comedy and horror are similar in a lot of ways and there is this kind of gut reaction that comes out of people that you maybe don’t get when you are more reserved in technique. But I think there is a little part of me that enjoys getting people a little scared.
How does the exhibition delve into the evolution and dissolution of societal ideas and norms?
When people go to a show they definitely apply their own biased views that especially concern societal norms. For me, I think I wanted to express how digital culture has created liberation and steps forward socially in a lot of ways. Meaning, more now than ever people can connect throughout the world and information passes more freely. However, I think in recent years the advantages have higher risks than they ever have. So with that, using monkeys and using men has acted as a metaphor. There is a depiction of our evolution and devolution. And I think with this kind of huge surge in misinformation and extreme right-wing politics, our ideas of norms are rapidly changing, but at the same time they are more polarised than ever.
Can you describe your artistic process while preparing for the exhibition?
I’ve loved preparing for the show. I sometimes purposely try to stress myself out for shows and give myself a really short timeframe- just to have those spontaneous and chaotic pieces. But for this show, I wanted to be less in my head and allow myself the time to draw and have some variety. So I am in a home studio, which means I inevitably end up with friends and family just hopping in throughout the week. I think in a lot of ways that allowed for a much wider conversation with people. Whereas, I am normally quite private with my work and my opinions. I also consumed a lot of online content, especially reaction content, debate content. I watched that in real time and created the works alongside it.
INTERVIEW MIT DER KÜNSTLERIN
Wie würdest du das Thema der Ausstellung "White Knuckle Grip" (metaphorisch für eine Hand, deren Fingerknöchel vor Anspannung sichtbar sind) beschreiben?
Für mich basiert das gesamte Thema "White Knuckle" fast ausschließlich auf der Idee von Spannung und Unbehagen. Ich habe das Gefühl, dass die physische Geste der geballten Faust ein äußerst effektives und universelles Symbol ist, um Frustration und Verärgerung auszudrücken. Ich wollte den Moment vor einem Konflikt vor Gewalt oder vor dem Chaos darstellen. In Bezug auf die Bildsprache denke ich, dass sie auch etwas Cartoonartiges hat - was immer humorvoll ist.
Glaubst du, dass die Geste des "White Knuckle Grip" die Ängste und Unsicherheiten widerspiegelt, welche die Gesellschaft in der digitalen Welt erlebt?
Ja, definitiv! Ich glaube, dass die digitale Welt eine zusätzliche Ebene von Ängsten und Erwartungen in uns weckt. Es ist fast so, als hätten wir dort ein zweites Leben und eine zweite Persona. Wir betrachten das Ganze vielleicht als Unterhaltung, aber wir verbringen jeden Tag viele Stunden damit, Inhalte zu konsumieren, die es nur im Internet gibt. Dort finden auch Gespräche statt, die normalerweise im Alltag nicht stattfinden würden: sie zeichnen sich durch Konfrontation und Anonymität aus. Ich denke, das hat auch seine positiven Seiten, aber in letzter Zeit ist diese Grenze stark verschwommen.
In deinen Werken findet man viele Themen, Figuren und Trends aus der Vergangenheit - vermutlich aus deiner eigenen Vergangenheit. Möchtest du darüber etwas näher sprechen?
Ich denke, wenn wir über steigende Spannung sprechen, ist es wichtig, die Zeit davor zu verstehen. In meinem Fall habe ich mich, bedingt durch mein Alter, auf meine Kindheit konzentriert. Ich gehöre zur Generation Z, was bedeutet, dass ich relativ versiert im Umgang mit Technologie und während der Blütezeit sozialer Medien aufgewachsen bin. Dabei habe ich sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte dieser Entwicklungen wahrgenommen und intensiv beobachtet.
Unter meinen Arbeiten gibt es etwa fünf Exponate, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Meine Kindheit fällt in die Ära von Barack Obama, in der die Dinge (zumindest in Großbritannien) sehr positiv und optimistisch betrachtet wurden. Das spiegelt sich besonders in den Inhalten von Fernsehsendungen und Filmen aus dieser Zeit wider. Dann kam es jedoch zu Kollisionen mit verrückten Weltgeschehnissen und Katastrophen. Ich denke, wenn Menschen im realen Leben Probleme haben, spiegelt sich das auch in ihren Online-Personas wider. Die Anonymität bietet eine Art Fluchtmöglichkeit, was in gewisser Hinsicht hilfreich ist, aber es führt dazu, dass diese Online-Personas in Krisenmomenten größer und lauter werden. Für mich war die Analyse meiner eigenen Vergangenheit eine Möglichkeit, zu reflektieren, was in der Gegenwart geschieht.
Warum hast du einen satirischen Ansatz gewählt und alptraumhafte Darstellungen verwendet, wenn du ernste Themen ansprichst?
Für mich war Satire schon immer ein wiederkehrendes Element in meiner Arbeit und bietet einen einfachen Weg, um Gespräche zu initiieren. Sie ist zudem ein ziemlich universelles Stilmittel. Ich denke, insbesondere in meiner Heimat sind viele Menschen in Bezug auf Kunst und ihr Publikum unsicher. Es besteht oft das Gefühl, dass Kunst entweder exklusiv ist oder ein bestimmtes Bildungsniveau erfordert, um sie zu verstehen. Deshalb denke ich, dass, wenn man einen Sinn für Humor einbringt, die Leute das Gefühl haben, dass sie ihre Meinung freier äußern können, ganz gleich, ob diese positiv oder negativ ist.
Was die alptraumhaften Darstellungen betrifft - sie waren nicht unbedingt geplant, sondern sind organisch entstanden. Ich glaube jedoch, dass Komödie und Horror in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten aufweisen und eine gewisse intuitive Anziehungskraft haben, die Menschen vielleicht nicht immer zeigen, wenn es um Technik und Sachlichkeit geht. Ein kleiner Teil von mir genießt es vielleicht sogar, die Leute ein wenig zu erschrecken.
Inwiefern befasst sich die Ausstellung mit der Entwicklung und Auflösung gesellschaftlicher Ideen und Normen?
Wenn Menschen eine Ausstellung besuchen, bringen sie definitiv ihre eigenen voreingenommenen Ansichten mit, die insbesondere gesellschaftliche Normen betreffen. Ich glaube, ich wollte verdeutlichen, dass die digitale Kultur in vielerlei Hinsicht zu einer Befreiung und einem sozialen Fortschritt geführt hat. Das bedeutet, dass Menschen heute mehr denn je auf der ganzen Welt miteinander in Kontakt treten können und Informationen freier verbreitet werden können. Allerdings bin ich der Meinung, dass in den letzten Jahren die Vorteile mit zunehmenden Risiken einhergehen, die größer sind als je zuvor. In diesem Zusammenhang symbolisieren die Darstellungen von Affen und Menschen eine Metapher für unsere Evolution und Entwicklung. Ich denke, unsere Vorstellungen von gesellschaftlichen Normen verändern sich in Anbetracht des enormen Anstiegs von Falschinformationen und rechtsextremer Politik rasant, aber gleichzeitig auch stärker polarisiert als je zuvor.
Beschreibe deinen künstlerischen Prozess während der Vorbereitung auf die Ausstellung.
Die Vorbereitung auf die Ausstellung war für mich eine inspirierende Erfahrung. Manchmal versuche ich bewusst, mich selbst unter Druck zu setzen und einen knappen Zeitrahmen zu setzen, um spontane und chaotische Werke zu schaffen. Für diese Ausstellung wollte ich jedoch weniger in meinem Kopf sein und mir mehr Zeit für das Zeichnen und die kreative Vielfalt nehmen. Ich habe ein Heimstudio, was bedeutet, dass Freunde und Familie während der Woche oft zu Besuch waren. Dies hat in vielerlei Hinsicht zu einem breiteren Dialog mit den Menschen geführt. Normalerweise bin ich mit meiner Arbeit und meinen Ansichten eher zurückhaltend. Doch diesmal habe ich viel Online-Content konsumiert, insbesondere Reaktionen und Debatten. Ich habe sie in Echtzeit verfolgt und die Werke parallel dazu erstellt.
Inwiefern regt die Ausstellung den:die Betrachter:in dazu an, über ihre eigenen Überzeugungen, Verhaltensweisen und ihre Orientierung in der Welt nachzudenken?
Ich denke, die Ausstellung ist dazu da, dass die Menschen viele Fragen stellen und starke Emotionen empfinden, sei es zu alltäglichen oder tiefergehenden Themen. Wenn wir uns die Themen der traditionellen Familienstrukturen und Alphamännchen ansehen, wäre es für mich einfacher gewesen, klassische und schlichte Darstellungen von Männer- und Frauenkörpern oder anderen traditionellen Elementen zu wählen. Mit meinem Ansatz möchte ich jedoch ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten bieten und den Betrachter:innen die Gelegenheit zur Selbstreflexion geben. Die Themen in meinen Werken ermöglichen es den Betrachter:innen, sich in die dargestellte Zeit und die erzählte Geschichte einzufühlen. Ich denke, das Wichtigste, was ich vermitteln möchte, ist die Frage danach, was wir konsumieren und warum wasüberhaupt existiert. Wenn jemand also zu den Themen Alphamännchen und rechte Gesinnung neigt (oder jemand in ihrer Familie), ist es vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, wem was überhaupt nützt.